Wissenswertes über Bierkrüge

Wie kann man das Alter von Bierkrügen bestimmen? Welche verschiedenen Techniken wurden bei der Herstellung angewendet? Und wie lassen sich Bierkrüge von der Beschriftung unterscheiden? Die Altersbestimmung von Krügen aus Steinzeug ist nicht ganz einfach und stellt selbst gestandene Experten immer wieder vor Rätsel. Da historische Krüge kein Herstellerdatum tragen, kann die Bestimmung des Alters nur annäherungsweise geschehen. Hier die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale bei Brauereikrügen aus Steinzeug:

Handgemacht oder maschinell?

Als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gilt die Art, wie der Krug hergestellt wurde. Alte Krüge sind händisch hergestellt worden, indem die weiche Tonmasse auf der Töpferscheide gedreht und der Ton zu einer Krugform modelliert wurde. Erst in einem zweiten Schritt folgte dann das Hinzufügen des Henkels, ebenfalls in Handarbeit. Solche Krüge, die auf der Töpferscheibe manuell hergestellt wurden, werden in Sammlerkreisen auch als „handgedreht“ bezeichnet. Man erkennt sie an der gerillten Oberfläche im Innern des Kruges (siehe Bild).

Wie lange Brauereikrüge in Handarbeit hergestellt wurden, lässt sich pauschal nicht sagen, denn dies hing ab von der Ausstattung der Herstellerfirma oder von der Produktionsmenge. So ist es zu erklären, dass gleich alte Krüge in kleinen Auflagen manchmal noch manuell, Krüge in größeren Stückzahlen aber schon maschinell produziert wurden. Dennoch lässt sich grob sagen, dass handgedrehte Krüge noch bis 1930/1935 produziert wurden. Maschinelle Krüge gibt es hingegen etwa seit den 1920er Jahren.

unterschiedliche Herstellungsarten von Bierkrügen
Blick ins Innere: Links ein handgedrehter Krug mit den markanten Drehspuren, rechts ein maschinell hergestelltes Erzeugnis

Art der Beschriftung

Geritzte Bierkrüge: Auch die Art und Weise, mit welcher Technik der Krug beschriftet wurde, lässt eine Unterscheidung und damit letztlich auch eine grobe zeitliche Einschätzung zu. Bei den ältesten Krügen aus Steinzeug wurde der Name der Brauerei oder des Besitzers händisch in den noch weichen Ton geritzt, ehe der Krug zur Aushärtung in den Brennofen kam. Krüge mit dieser Technik werden in Sammlerkreisen auch als „geritzte“ bezeichnet. Das Einritzen der Schrift erfolgte individuell, so dass jeder Krug etwas anders aussah. Kurioserweise gibt es sogar Krüge mit Schreibfehlern. Geritzte Krüge wurden etwa bis in die 1920er Jahre produziert.

Gestempelte Krüge: Eine wesentliche Vereinfachung des Herstellungsprozesses bildete die Einführung von (Negativ-)Stempeln, mit denen das Dekor in die weiche Tonmasse eingedrückt werden konnte. Bei diesen „gestempelten“ Krügen, wie Sammler sie nennen, konnte die Beschriftung viel schneller hergestellt werden, außerdem sah das Dekor jedes Krugs nahezu identisch aus. Krüge dieser Art tauchen erstmals so um 1895 auf und wurden mit Stempeln etwa bis 1940 hergestellt.

Aufgelegte Krüge: Die dritte Variante für die Beschriftung bilden die sogenannten „aufgelegten“ Krüge. Das Material ähnelt vom Aussehen her Emaille und ist relativ dick auf den Krug aufgebracht. Bei alten Krügen lässt sich der erhabene Aufdruck also regelrecht fühlen. Die Farbe des Materials ist übrigens immer blau. Man findet diese Herstellung bei Steinzeug, das etwa zwischen 1920 und 1950 hergestellt wurde.

Bedruckte Krüge: Als letzte Technik ist der klassische Aufdruck zu nennen, wie er heute auch noch durchgeführt wird. Die Farbe liegt sehr dünn auf der Oberfläche auf und kann nicht mehr gefühlt werden. Diese Drucktechnik ermöglichte es auch, sehr dünne Linien und filigrane Muster aufzudrucken. Aufgrund des hohen Mechanisierungsgrads konnte viele Krüge relativ schnell bedruckt werden, es gibt kaum noch optische Abweichungen. Solche Krüge wurden ab 1935 hergestellt.

Unterschiedliche Arten der Beschriftung von Bierkrügen
Unterschiedliche Arten der Beschriftung: geritzt, gestempelt und aufgelegt (von links)

Unterschiedliche Eichung

Mit der Einführung eines einheitlichen deutschen Maß- und Gewichtssystems auf Dezimalbasis, das in Bayern am 1. Januar 1872 in Kraft trat, wurde der Liter (1.000 cm³) zur gesetzlichen Maßeinheit. Seitdem müssen alle Bierkrüge mit einem Eichmaß versehen sein, das die Füllmenge in Liter angibt. Diese Eichung kann ein wichtiges Merkmal zur Altersdatierung von Krügen sein.

Die frühesten Krüge tragen ein Literzeichen, das an Vorderseite angebracht ist. In den meisten Fällen handelt es sich um ein großes „L“, eher selten findet man an dieser Stelle einen Kleinbuchstaben („l“). Die Eichung an der Frontseite des Krugs wurde etwa bis in die 1930er Jahre verwendet. Ab den 1920er Jahren entstanden die ersten Markierungen neben dem Henkel – auch hier wurde zunächst noch das große „L“ verwendet, ehe man auf das kleine „l“ umstieg. Moderne Krüge mit Herstellungsjahr nach 1966 tragen zusätzlich zur Literung auch ein Herstellerzeichen. Solche „neuen“ Krüge sind für Sammler historischer Brauereikrüge aber meist schon nicht mehr interessant.

Neben den in Bayern gängigen Liter- oder Maßkrügen gibt es zahlreiche andere Größenvarianten. Vor allem in Franken sind auch „Seidlakrüge“ mit einem Fassungsvermögen von einem halben Liter weit verbreitet. Wohl aufgrund des geringeren Platzes ist der Eichstrich nicht vorne, sondern meist neben dem Henkel angebracht. Die gängigsten Markierungen sind „0,5 L“ oder „1/2 L“, seltener finden sich welche mit „10/20 L“.

Über die Liter- und Halbliterkrüge hinaus existieren weiteren Varianten mit unterschiedlichen Größen: Es gibt riesige Gaudi-Krüge mit fünf, drei oder zwei Litern Inhalt, aber auch kleinere Gefäße mit nur 0,4 oder auch 0,3 Liter Fassungsvermögen. Speziell in Zeiten starker Teuerung verwendeten Brauereien Krüge mit 0,9 Liter Inhalt, um etwas weniger Bier für den gleichen Preis auszuschenken.

Unterschiedliche Eichmarkierungen an Bierkrügen
Verschiedene Eichstriche an Bierkrügen: großes „L“ an der Sichtseite, großes „L“ und kleines „l“ neben dem Henkel (von links)

Altersbestimmung über die Beschriftung

Etwas einfacher ist die Altersbestimmung bei Krügen, auf denen die Beschriftung entsprechende Hinweise gibt. Dies kann beispielsweise geschehen durch die Namensnennung des Brauereibesitzers oder auch bei der Umbenennung einer Brauerei. Beides ist nicht so selten: Die Brauerei Polarbär beispielsweise gehörte von 1905 bis 1910 dem Brauer Michael Welsch – dementsprechend lässt sich das Alter des Kruges mit diesem Namen sehr leicht und auch ziemlich präzise ermitteln. Anderes Beispiel: Die Bamberger Hofbräu AG ging aus der „Ersten Export-Bierbrauerei Frankenbräu Bamberg“ hervor, die 1884 gegründet wurde. Die Umfirmierung erfolgte im Jahr 1900, weshalb Krüge mit dem Aufdruck „Frankenbräu“ vor 1900, diejenigen mit dem Aufdruck „Hofbräu“ nach 1900 entstanden sein müssen.